Zaunzeug

Er liebt Dörfer, Wälder und Gewässer - Neues vom Zaunkönig
Obwohl die meisten Zaunkönige in strukturreichen Wäldern siedeln, werden hohe Revierdichten auch in Städten und Dörfern gefunden. Dies unterstreicht einmal mehr, wie wichtig es ist, gerade auch im Siedlungsraum gezielt für Lebensräume zu sorgen.
Der heimische Zaunkönig (Troglodytes troglodytes) ist ein Vertreter der gleichnamigen Familie der Zaunkönige, zu der weltweit rund 70 Arten zählen. Fast ausnahmslos leben die Verwandten unseres Zaunkönigs in der Neuen Welt und dort vor allem im tropischen Mittel- und Südamerika. Einzig der bei uns vorkommende Zaunkönig hat seinen Lebensraum ausgedehnt. Sein Name geht auf das griechische Wort „troglodyt“ – Höhlenbewohner – zurück und ist eigentlich etwas irreführend, denn Zaunkönige bewohnen nur selten Höhlen.
Der Zaunkönig zählt zu den kleinsten Vögeln Europas, nur das Goldhähnchen unterbietet ihn hierzulande noch in dieser Hinsicht. Gerade einmal zehn Gramm wiegt der Winzling. Sein rostbraun gebändertes Gefieder macht ihn auch nicht gerade auffälliger, sondern sorgt im Gegenteil für eine perfekte Tarnung im Unterholz. Charakteristisch ist sein steil aufgerichteter Schwanz. Männchen und Weibchen sind beim Zaunkönig gleich gefärbt. Sein spitzer und leicht gebogener Schnabel kennzeichnet ihn als typischen Insektenfresser. Mit seinen kurzen Flügel gilt der Zaunkönig als schlechter Flieger, der sich stattdessen vorwiegend hüpfend im Gebüsch fortbewegt.
Was dem Zaunkönig an äußerer Pracht fehlen mag, macht er mit seinem laut schmetternden, unverwechselbaren Gesang wett. Das singende Männchen erreicht trotz seiner geringen Größe eine Lautstärke von bis zu 90 Dezibel und sein Gesang ist auf einer Distanz von bis zu 500 Metern zu hören. In der Brutzeit beginnt der königliche Gesang um kurz nach vier Uhr in der Früh und endet erst am späten Abend. Bei einer vollständigen vier bis fünf Sekunden dauernden Zaunkönig-Strophe unterscheiden Vogelkundler die Bestandteile „Einleitung – Schmettertour – Zwischentöne – Schmettertour – Zwischentöne – Roller“. Bei verschiedenen Anlässen meldet sich der Zaunkönig auch mit einem kurzen „Tik“-Laut. Bei Erregung erklingt ein Ruf, der phonetisch beschrieben etwa wie „zerrr“ klingt.
Der Zaunkönig ernährt sich ausschließlich von tierischer Nahrung: Spinnen, Weberknechte, Motten, Fliegen und andere Insekten sowie deren Eier und Larven stehen auf seinem Speiseplan. Seine Beute sucht er vor allem in Bodennähe, im Wurzelwerk und Reisig. Sein kleiner, spitzer Schnabel erlaubt ihm bei der Nahrungssuche auch in kleinste Ritzen und Fugen vorzudringen.
Zaunkönige leben im Dickicht von Wäldern, Gärten und Parks. In der offenen Kulturlandschaft ist er nur anzutreffen, wenn zumindest einzelne Gehölze Schlupfwinkel bieten. Zum bevorzugten Lebensraum gehören Bachauen mit freigespültem Wurzelwerk und deckungsreichen Schling- und Kletterpflanzen.
Das Zaunkönigmännchen baut in der Regel gleich mehrere kugelförmige Nester, von denen sich das Weibchen das geeignetste Werk aussuchen darf. Sie richtet die zukünftige Kinderstube dann mit dem richtigen, ausgepolsterten Innenleben aus Moos, Federn, oder Haaren ein. Oft liegen die Zaunkönignester in Wurzeltellern umgestürzter Bäume oder in ausgewaschenen Wurzelstöcken an Bachufern, manchmal findet man sie auch zwischen Holzbalken und selbst in ausgedienten Konservendosen.
Einmal im Jahr zwischen Ende April und Anfang Mai legt die Zaunkönigin fünf bis acht winzige Eier. Zaunkönig-Eier wiegen weniger als 1,4 Gramm und sind gerade einmal 17 mal 12,5 Millimeter groß. Das Brutgeschäft, das zwischen 14 und 18 Tagen dauert, übernimmt allein das Weibchen. Nachdem die Jungen 10 bis 12 Tage lang im Nest gefüttert wurden, verlassen sie gemeinsam das Nest und bleiben noch einige Zeit als Familienverband zusammen.
Der Zaunkönig kommt nahezu weltweit vor. In Europa, insbesondere auf Inseln wie Island, Färöer oder Korsika gibt es jeweils Unterarten, die sich äußerlich unterscheiden. In Mitteleuropa ist der Zaunkönig vorwiegend ein so genannter Standvogel. Auf der Suche nach einem günstigen Nahrungsangebot verlassen allerdings viele Vögel ihre Sommerreviere und streifen umher oder überwintern in der Nähe großer Gewässer.
Der Zaunkönig gehört in Europa zu den häufigsten Vogelarten. Die Liste der Brutvögel Deutschlands führt den Zaunkönig mit 1,5 bis 2,2 Millionen Brutpaaren. Im Gegensatz zu anderen Vogelarten helfen die üblichen Berechnungen und Angaben zur Siedlungsdichte beim Zaunkönig nicht viel weiter. Sein Vorkommen hat vielfach einen linearen Charakter entlang von Bächen und Flüssen. Der Bestand des Zaunkönigs ist stark vom Winterwetter abhängig. Lange Frost- und Schneeperioden können den Bestand deutlich dezimieren. Dieser erholt sich aber meist innerhalb weniger Jahre, und abgesehen von diesen klimabedingten Schwankungen gilt der Bestand des Zaunkönigs hierzulande als stabil.
Mit vielfach schon recht einfachen Mitteln kann der Lebensraum für Zaunkönige aufgewertet werden. Dazu zählt die Bereitschaft, auch einmal eine „wilde Ecke“ im Garten zu dulden, in der Brombeergestrüpp oder ein alter Reisighaufen als Lockmittel dienen. Auch Nisthilfen, wie Halbhöhle und Kogel, werden vom Zaunkönig angenommen. Städte und Gemeinden, Wasserwirtschaft und Forstwirtschaft können ebenfalls dazu beitragen, Strukturreichtum in Parks und Grünanlagen, an Gewässern und im Wald zu fördern, um Zaunkönigen und anderen Vogelarten Brutmöglichkeiten zu schaffen.
Tanzlehrer - 16. Jan, 09:55
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