Der bleiche Mann
Der bleiche Mann sprang aus dem Halbschatten des Ohrensessels, der ihm Thron war, vor den Mann mit der Kamera und schob das Objektiv an die Seite.
Nur mit in Gesten verwobenen Worten machte er deutlich, dass er mit auf das Bild wollte. Nicht nur die vier Frauen allein – er in der Mitte. Dahin positionierte er sich, zerteilte die kleine Gruppe grob mit seinen Armen, um sie dann rechts und links um je zwei Schultern zu legen.
Der Fotograf ging einen Schritt zurück, um die Perspektive anzupassen.
Der bleiche Mann in seinem weltmännisch-legeren Dressing schwamm mit den Mädchen im Arm wie ein Salatblatt in der Sauce. Die mit Strassklunkern besetzte Damenbrille ließ die Augen durchscheinen wie eine Straßenlaterne, der langsam das Gas abgedreht wurde.
Eins, zwei, drei, vier… der Fotograf variierte in seinen Positionen und lichtete die Gruppe, den bleichen Mann mit den schwarz gegeelten Locken mittig, mehrfach ab. Vier partyfröhliche Gesichter und ein lächelnder Held des Moments mit matten Augen wie eingeworfene Fensterscheiben brennender Irrenhäuser.
Der bleiche Mann zog sich schnell wieder zurück auf den Balkon und baute sich im Dunkeln eine in Papier gehüllte Trompete, die er zwischen seine Lippen schob und entzündete.
Sein Lächeln entspannte sich weiter, während die Augen die Rollos herunterließen.
Im Haus ging die Party weiter.
Die Jukebox plärrte die üblichen Knaller in übersteuertem Gekreische herunter.
Irgendwann tickte die Uhr der fünf am frühen Morgen entgegen.
Einer der Gäste grub Vicky Leandros aus und drehte den Pegel knapp bis an die Verständlichkeitsgrenze.
"Was kann mir schon gescheh`n? Glaub mir, ich liebe das Leben.
Das Karussell wird sich weiterdreh`n, auch wenn wir auseinander geh`n, auch wenn wir auseinander geh`n.
Du weißt, ich liebe das Leben."
Der bleiche Mann sprang mit unkontrollierten Schritten in das Haus und zog aus der Mitte der Tanzenden zwei Frauen an seine Seite. Er winkte mit müden Augen und Zahnpastalächeln weitere Tänzer in die kleine, sich bildende Sichel und formte um sich einen Kreis.
"Was kann mir schon gescheh`n? Glaub mir, ich liebe das Leben!"
Der bleiche Mann lächelte weiß auf das Parkett und brüllte dem Holz seine in Zuversicht verpackte Panik entgegen. Die anderen drehten sich mit ihm im Kreis und meißelten das Lied mit den Schuhen in den Boden.
Gun`s `n Roses setzten mit „November Rain“ an.
Der bleiche Mann löste sich schwerfällig von der Gruppe, erfummelte sich sein Jacket von der Garderobe und taumelte fahl lächelnd in den Hausflur. Die Tür schlug hinter ihm zu und entließ ihn in die Nacht, die ihn in ein barmherziges Nichts einhüllte.
Die Feier tobte ihrem Ende entgegen. Den bleichen Mann vermisste niemand.
- A.H. -
Nur mit in Gesten verwobenen Worten machte er deutlich, dass er mit auf das Bild wollte. Nicht nur die vier Frauen allein – er in der Mitte. Dahin positionierte er sich, zerteilte die kleine Gruppe grob mit seinen Armen, um sie dann rechts und links um je zwei Schultern zu legen.
Der Fotograf ging einen Schritt zurück, um die Perspektive anzupassen.
Der bleiche Mann in seinem weltmännisch-legeren Dressing schwamm mit den Mädchen im Arm wie ein Salatblatt in der Sauce. Die mit Strassklunkern besetzte Damenbrille ließ die Augen durchscheinen wie eine Straßenlaterne, der langsam das Gas abgedreht wurde.
Eins, zwei, drei, vier… der Fotograf variierte in seinen Positionen und lichtete die Gruppe, den bleichen Mann mit den schwarz gegeelten Locken mittig, mehrfach ab. Vier partyfröhliche Gesichter und ein lächelnder Held des Moments mit matten Augen wie eingeworfene Fensterscheiben brennender Irrenhäuser.
Der bleiche Mann zog sich schnell wieder zurück auf den Balkon und baute sich im Dunkeln eine in Papier gehüllte Trompete, die er zwischen seine Lippen schob und entzündete.
Sein Lächeln entspannte sich weiter, während die Augen die Rollos herunterließen.
Im Haus ging die Party weiter.
Die Jukebox plärrte die üblichen Knaller in übersteuertem Gekreische herunter.
Irgendwann tickte die Uhr der fünf am frühen Morgen entgegen.
Einer der Gäste grub Vicky Leandros aus und drehte den Pegel knapp bis an die Verständlichkeitsgrenze.
"Was kann mir schon gescheh`n? Glaub mir, ich liebe das Leben.
Das Karussell wird sich weiterdreh`n, auch wenn wir auseinander geh`n, auch wenn wir auseinander geh`n.
Du weißt, ich liebe das Leben."
Der bleiche Mann sprang mit unkontrollierten Schritten in das Haus und zog aus der Mitte der Tanzenden zwei Frauen an seine Seite. Er winkte mit müden Augen und Zahnpastalächeln weitere Tänzer in die kleine, sich bildende Sichel und formte um sich einen Kreis.
"Was kann mir schon gescheh`n? Glaub mir, ich liebe das Leben!"
Der bleiche Mann lächelte weiß auf das Parkett und brüllte dem Holz seine in Zuversicht verpackte Panik entgegen. Die anderen drehten sich mit ihm im Kreis und meißelten das Lied mit den Schuhen in den Boden.
Gun`s `n Roses setzten mit „November Rain“ an.
Der bleiche Mann löste sich schwerfällig von der Gruppe, erfummelte sich sein Jacket von der Garderobe und taumelte fahl lächelnd in den Hausflur. Die Tür schlug hinter ihm zu und entließ ihn in die Nacht, die ihn in ein barmherziges Nichts einhüllte.
Die Feier tobte ihrem Ende entgegen. Den bleichen Mann vermisste niemand.
- A.H. -
Tanzlehrer - 23. Sep, 00:31
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