Traumerfolg.
Das vierte Glas Rotwein schenkte er sich auch noch mit nahezu sicherer Hand ein. Fast nüchtern, wäre da nicht der milchglasige Blick gewesen und das langsame, flache Atmen, das einer langsam erlöschenden Kerze glich, einem rußigen Flackern der ausbrennenden Gedanken.
Wie bei den Gläsern zuvor setzte er an und leerte es in gedritteltem Zug. Die leere Flasche stellte er zu den anderen, das Glas auf die Anrichte. Die übliche kleine Zeremonie des Abends, bevor die Ruhe der Nacht zu unerträglich werden und die Gedanken zu zerkratzten drohte.
Im Schlaf, im Schlaf würde er sich wehren.
Da hatte er die besseren Karten. Die bunten Asse mit den scharfen Spitzen. Die, die graue Flanellanzugträger nicht zu parieren wussten. Nicht in der Welt, die die seine war.
Er schloss das Fenster und drehte die Heizung höher. Herausgeschwitzt werden musste er, der Tag.
Noch einmal nackt die Treppe herunter. Der Blutdruck noch zu hoch. Die Ruhe im Tequila. Hastig ein Schluck aus der Flasche. Ein Durchatmen. Der zweite Schluck. Größer. Wie Aftershave verrieb er sich die am Kinn herablaufen-den Reste und ging schwer die Treppe hinauf. Links, links, das Bett. Ausatmen, fallen lassen. Einatmen, ausatmen. Die Wolken begannen, ihn abzuholen zu tragen. In seinen Ring.
Der Gong…
Langsam begannen die noch mühsam kontrollierten Gedanken krakengleich, verästelnd, sich hinüberzuräkeln zu denen aus der anderen Welt, denen, die sich durch die schwarze Wand der Nacht hindurchbohren wollten, um sich seiner zu bemächtigen.
Er wusste es: Nur wenige Minuten, und er würde ohne Gegenwehr übermannt werden von dieser säuerlich-schwarzen Gedankentinte, die dann aus seinem Hirn tröpfeln würde, um es ihnen allen zu zeigen – vor allem ihm, dem seine Träume die Pistole auf die Brust setzen wollten.
…..
….
…
..
.
Hör mir gut zu, ich sage es nur einmal und nur diese Nacht: Gut, dass wir nicht immer einer Meinung sind und es uns nicht einmal wechselseitig vorgaukeln. Du weißt es doch: Anderenfalls könnte man jede Form der Kommunikation in den Gefrierschrank der Bedauerlichkeiten verfrachten oder bei der Abdeckerei der überflüssigen Worthülsen zur Entkernung der Hohlräume abliefern. Einer Meinung zu sein hieße, sich wechselseitig anzunicken und nur darauf zu achten, dass die Fratze der lächelnden Huld nicht verrutscht, entgleist, bevor man sich umgedreht hat.
Fade wäre das.
Fade to grey.
Ach, und am Rande, mein Bester, ich erkenne dein Wechselspiel von Provokation und Kritik recht gut, sehe die Divergenz in der Streuung. Provokation direkt, Kritik indirekt. Oh, mich plagt schon eine Paranoia, wenn ich bei deinen Gesprächen mit Dritten Gedankensplitter erkenne, die in meine Richtung fliegen sollen. Es mag aber auch sein, dass ich die Wortsäure zu häufig in deine eigenen Stiefel schütten will.
Ob ich anders bin, fragst du?
Gut angesetzte Schmeichelattacke. Ich sage dir, was du denkst: Ich bin ein multifunktionaler Sprachschablonenselbstbedienungsautomat.
Ein Gelangweilter.
Einer, der seinen Geist an der Dumpfheit wetzt und nicht mit dem Bügeleisen geglättete Zitate in die Welt streut, die er vorher vom Baum der Erkenntnis herabgeschüttelt hat.
Oder auch nur ein Schwätzer de luxe für die MCM-Täschchen-Trägerinnen in deinem schmucken Verkaufsteam der das Prädikat "asozial" verdient und diese Auszeichnung genießt, bevor sie in der Schublade mit dem Samtkissen verschwindet..
Weiß der Teufel.
Du fragst jetzt nach den Spielregeln?
Wir brauchen sie nicht näher definieren. Du kennst sie.
Wegen meiner daher ruhig hin und wieder eine Leiche zum Dessert. Solange man nicht sein eigener Nachtisch ist.
Welche Bäume wachsen in deinem Wald?
Im Wald, da sind die Räuber, Waldmeister.
Sie suchen das Herz-As.
Notfalls auch im Ärmelkanal.
Keine Angst, ich schieße nicht auf Falschspieler.
Ich gehe dann eher an die Bar und saufe mich lässig, bevor du auf meinem Erbrochenen ausrutscht.
Was Grenzen für mich sind, fragst du?
Zollstationen gesellschaftlicher Zwänge, die man zu überwinden sucht, während man in den Taschen nach dem nötigen Wegegeld fummelt. Die Währung heißt Erfahrung.
Nun bitte.…..
….
..
.
Mit dem Charme eines ratternden D-Zuges riss der Wecker den Vorhang weg.
Kreischend flüchteten die Gedanken in ihre Schattenwelten zurück und ließen ihn bleiern erwachen.
Er war sich nicht sicher, ob der Schweißfilm auf seiner Stirn von den wirren Träumen herrührte, die er blass erahnen konnte.
Vielleicht war es auch die Angst vor dem Tag, der nun vor ihm lag. Die Angst vor dem, der ihn quälte. Dem im Flanellanzug.
- A. H. -
Wie bei den Gläsern zuvor setzte er an und leerte es in gedritteltem Zug. Die leere Flasche stellte er zu den anderen, das Glas auf die Anrichte. Die übliche kleine Zeremonie des Abends, bevor die Ruhe der Nacht zu unerträglich werden und die Gedanken zu zerkratzten drohte.
Im Schlaf, im Schlaf würde er sich wehren.
Da hatte er die besseren Karten. Die bunten Asse mit den scharfen Spitzen. Die, die graue Flanellanzugträger nicht zu parieren wussten. Nicht in der Welt, die die seine war.
Er schloss das Fenster und drehte die Heizung höher. Herausgeschwitzt werden musste er, der Tag.
Noch einmal nackt die Treppe herunter. Der Blutdruck noch zu hoch. Die Ruhe im Tequila. Hastig ein Schluck aus der Flasche. Ein Durchatmen. Der zweite Schluck. Größer. Wie Aftershave verrieb er sich die am Kinn herablaufen-den Reste und ging schwer die Treppe hinauf. Links, links, das Bett. Ausatmen, fallen lassen. Einatmen, ausatmen. Die Wolken begannen, ihn abzuholen zu tragen. In seinen Ring.
Der Gong…
Langsam begannen die noch mühsam kontrollierten Gedanken krakengleich, verästelnd, sich hinüberzuräkeln zu denen aus der anderen Welt, denen, die sich durch die schwarze Wand der Nacht hindurchbohren wollten, um sich seiner zu bemächtigen.
Er wusste es: Nur wenige Minuten, und er würde ohne Gegenwehr übermannt werden von dieser säuerlich-schwarzen Gedankentinte, die dann aus seinem Hirn tröpfeln würde, um es ihnen allen zu zeigen – vor allem ihm, dem seine Träume die Pistole auf die Brust setzen wollten.
…..
….
…
..
.
Hör mir gut zu, ich sage es nur einmal und nur diese Nacht: Gut, dass wir nicht immer einer Meinung sind und es uns nicht einmal wechselseitig vorgaukeln. Du weißt es doch: Anderenfalls könnte man jede Form der Kommunikation in den Gefrierschrank der Bedauerlichkeiten verfrachten oder bei der Abdeckerei der überflüssigen Worthülsen zur Entkernung der Hohlräume abliefern. Einer Meinung zu sein hieße, sich wechselseitig anzunicken und nur darauf zu achten, dass die Fratze der lächelnden Huld nicht verrutscht, entgleist, bevor man sich umgedreht hat.
Fade wäre das.
Fade to grey.
Ach, und am Rande, mein Bester, ich erkenne dein Wechselspiel von Provokation und Kritik recht gut, sehe die Divergenz in der Streuung. Provokation direkt, Kritik indirekt. Oh, mich plagt schon eine Paranoia, wenn ich bei deinen Gesprächen mit Dritten Gedankensplitter erkenne, die in meine Richtung fliegen sollen. Es mag aber auch sein, dass ich die Wortsäure zu häufig in deine eigenen Stiefel schütten will.
Ob ich anders bin, fragst du?
Gut angesetzte Schmeichelattacke. Ich sage dir, was du denkst: Ich bin ein multifunktionaler Sprachschablonenselbstbedienungsautomat.
Ein Gelangweilter.
Einer, der seinen Geist an der Dumpfheit wetzt und nicht mit dem Bügeleisen geglättete Zitate in die Welt streut, die er vorher vom Baum der Erkenntnis herabgeschüttelt hat.
Oder auch nur ein Schwätzer de luxe für die MCM-Täschchen-Trägerinnen in deinem schmucken Verkaufsteam der das Prädikat "asozial" verdient und diese Auszeichnung genießt, bevor sie in der Schublade mit dem Samtkissen verschwindet..
Weiß der Teufel.
Du fragst jetzt nach den Spielregeln?
Wir brauchen sie nicht näher definieren. Du kennst sie.
Wegen meiner daher ruhig hin und wieder eine Leiche zum Dessert. Solange man nicht sein eigener Nachtisch ist.
Welche Bäume wachsen in deinem Wald?
Im Wald, da sind die Räuber, Waldmeister.
Sie suchen das Herz-As.
Notfalls auch im Ärmelkanal.
Keine Angst, ich schieße nicht auf Falschspieler.
Ich gehe dann eher an die Bar und saufe mich lässig, bevor du auf meinem Erbrochenen ausrutscht.
Was Grenzen für mich sind, fragst du?
Zollstationen gesellschaftlicher Zwänge, die man zu überwinden sucht, während man in den Taschen nach dem nötigen Wegegeld fummelt. Die Währung heißt Erfahrung.
Nun bitte.…..
….
..
.
Mit dem Charme eines ratternden D-Zuges riss der Wecker den Vorhang weg.
Kreischend flüchteten die Gedanken in ihre Schattenwelten zurück und ließen ihn bleiern erwachen.
Er war sich nicht sicher, ob der Schweißfilm auf seiner Stirn von den wirren Träumen herrührte, die er blass erahnen konnte.
Vielleicht war es auch die Angst vor dem Tag, der nun vor ihm lag. Die Angst vor dem, der ihn quälte. Dem im Flanellanzug.
- A. H. -
Tanzlehrer - 2. Jul, 00:18
1332mal gelesen